'one step beyond' als begriff ließ assoziationen-trainierte denkapparate kapriolen schlagen; losgelöst von referenzen blieb nur der ach so wichtige schritt in die richtige (musik-)richtung.

Sonntag, 15. März 2009

reality tv

kaum die augen nach monatelanger abstinenz für die mattscheibe geschärft, riss mich heute abend eine horror-nachricht aus der so lieb gewonnen und durch trash-tv verursachten lethargie.
pro sieben newstime: statt sternenstaub und juicy gossip nur die kurz und unaufgeregt vorgetragene meldung über ein "ebenso faszinierendes wie grausames" phänomen. baby altert in wenigen minuten. zum glück konnte ein mitarbeiter das ganze prozedere mit einer kamera festhalten. ich ertappe mein nebenierenmark dabei ordentlich adrenalin ins vom alkohol durchtränkte blut zu schießen.
danach schon schluss mit news; noch ein teaser.



zugegeben, wirklich lange hielt die schockstarre nicht; bereits nach ein paar bildern konnte selbst mir nicht entgehen, dass das 'amatuervideo' zu gut und rasant geschnitten, die kameraführung zu gekonnt verwackelt, die hebammen zu hübsch, angst und entsetzen in den gesichtern zu offensichtlich waren.

assoziationen, die mir im kopf herum schwirrten, in unbedeutender reihenfolge notiert:

- 'the war of the worlds' von orson welles. damals, englischunterricht sechste klasse. ein radiohörspiel führt zur massenpanik. medienkritik und erhobener zeigefinger. ist es endlich wieder soweit?

- 'der seltsame fall des benjamin button' von david fincher. nur andersrum. also normal. aber schneller! dreimal laut gelacht! zum glück nie ins kino gegangen.

- biologie-leistungskurs und ein abgebrochenes studium der naturwissenschaften in meinem cv, aber das sinnieren über die theoretische möglichkeit dieses phänomens führt nur zum schmerzlichen bewusstsein, dass ich längst alles vergessen habe.

kurz recherchiert - spuk endgültig vorbei: "fringe - grenzfälle des fbi" heißt die neue serie von j.j. abrams. ich fand schon 'lost' scheiße.

abschließend bleibt nur zu notieren, dass dieses erlebnis weder verstörend noch pietätlos auf meine wenigkeit wirkte, amoklauf hin, amoklauf her (siehe hier). allerdings halte ich mich für überdurchschnittlich intelligent und bedaure an dieser stelle alle menschen, die diesem (kongenialen) werbestreich aufgesessen sind. offensichtlich wird fernsehen aber am interessantesten, wenn sich das konzept nicht mehr nur auf ausstrahlung der inhalte konzentriert, sondern reizt und bannt.
reality-tv mal anders, film ist doch schon immer illusion gewesen, warum nicht jetzt allumfassend? das volk mit brot und spielen genügsam halten, tititainment. für essen und unterhaltung sorgen. kann sich eine von finanzkrisen gebeutelte gesellschaft mehr wünschen als eine wie das kaninchen vor der schlange sitzende, fernsehende aber kurzdenkende unterschicht? populärkultur soll tot sein?

'fringe' ansehen werde ich wohl trotz allem nicht. es bleibt mir aber die erinnerung an genau eine minute großartigster fernsehunterhaltung.

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